In der Parasha( Wochenabschnitt) Acharei Mot werden verschiedene Mitzvot(Gebote) aufgeführt. Es werden auch Korbanot(Opfer) erwähnt. In der vierten Aliyah(Abschnitt) wird plötzlich eine harte Sprache gesprochen. Tötet ein Mensch sein Tier, welches er einem Korban gewidmet hat, außerhalb des Mischkans(Stiftzellt), wird dies als Mord angesehen.
Dieses Blutvergießen wird ihm schwer angerechnet und er bekommt die schlimme Strafe Karet. Hierbei stellt sich eine offensichtliche Frage: Wie kann es sein, dass der Tod eines Tieres außerhalb des Mischkans mit einem Mord gleichgestellt wird?
Der Targum Yonatan Ben Uziel wirft noch mehr Unklarheiten auf. Der Targum( die Arameische Übersetzung) fügt ein kleines Detail hinzu. Beim Tod des Tieres außerhalb des Mischkans handelt es sich nicht nur um einen Mord, sondern um den Mord an einem Zadik. Das bedeutet, der Übertritt dieses Verbotes wird nicht als ein gewöhnlicher Mord angesehen, sondern sogar als der Mord an einem Zadik( Einem Gerechtem Mensch).
Um diesen Auszug aus der Tora zu verstehen, müssen wir uns ersteinmal dem Konzept eines Mordes zuwenden. Der Mord an einem Menschen ist eine Sünde auf 2 Ebenen. Zum einen sündigt er gegen die umgebrachte Person selbst, und zum anderen gegen die ganze Generation, in der die Person lebt. Durch den Mord hat er den potenziellen positiven Einfluss dieser Person auf die Menschen in seiner Umwelt und in seiner Generation weggenommen.
Wenn wir das oben Gesagte auf das Korban übertragen, dann können wir jetzt verstehen, was die Tora damit gemeint hat. Sobald ein Mensch ein Tier außerhalb des Mischkans schächtet und es nicht als Korban bringt, dann hat er zwar nicht wie der Mörder auf der ersten Ebene gegen das Tier selbst gesündigt, aber auf der zweiten Ebene eben gegen die Menschen in seiner Generation. Denn jedes Korban bringt nicht nur Kapore für die Person selbst, die es gebracht hat, sondern auch für das gesammte jüdische Volk. Durch seine Tat hat er diese Kapore verhindert. Genau darauf deutet der Targum mit dem Wort Zadik hin. Durch die Kapore des Korbans hätten alle Menschen wie ein Zadilk werden können. Somit lehrt uns die Tora, wie wesentlich der positive Einfluss eines Menschen auf seine Mitmenschen sein kann. Übt der Mensch den positiven Einfluss jedoch nicht aus, dann sehen wir an der Bezeichnung „Mord“ wie verheerend es sein kann.